Donnerstag, 11. Juni 2015

Babyschwümme 2.0

Es tröpfelet, es tröpfelet…
(nämlich aus der super-schicken Schwimmwindel in den Sitzkreis der Kleinkinderschwimmen-Vorstellungsrunde)
…der Obermüller chlöpfelet…
(er tippt sich vermutlich genervt an die Stirn und rollt mit den Augen, ob der skurrilen Zusammenkunft in der Warm-Badi)
Es rägelet, es rägelet…
(wie gut, dass wir hier sowieso alle früher oder später nass werden)
…der Obermüller sägelet…
(OH! MEIN! GOTT! Jetzt dreht der irre Obermüller total durch, Massaker im
Baby-Bad???)
Es güüsst, es güüsst…
(Ihr habt es erfasst: Noch mehr Wasser!)
Der Obermüller nüsst: HATSCHI!
(Und alle hier anwesenden Windelträger/innen werden innerhalb der nächsten
2-3 Tagen ebenfalls erkältet sein. Hatschi!)

Dennoch: Wer etwas auf sich hält, der darf beim Babyschwimmen nicht fehlen. Die aquatische Frühförderung steht ebenso auf der obligatorischen Baby-Agenda, wie etwa auch die Musikzwergli, die Chrabbelgruppe (frühzeitige PR-Maßnahmen), das Baby-Yoga und der Besuch der bilinguale Kita. Ohne geht nicht.

Ich bitte Sie – DAS sollte Ihnen Ihr Kind doch allemal wert sein???!!! *empörtes Stirnrunzeln meinerseits* Manchmal jedoch frage ich mich im Stillen und insgeheim, wie WIR damals eigentlich jemals halbwegs gesund und normal gedeihen konnten, ohne je in den Genuss auch nur eines der aktuellen, vielfältigen Unterhaltungsangebote für die Zielgruppe „U3“ gekommen zu sein. Oder ist das gar der Grund, warum aus uns "nichts Ordentliches" geworden ist? Oder nur aus einzelnen Auserwählten unter uns.


Ja, auch wir haben drei komplette Staffeln (à 8-12 Folgen) Baby-Seepferdchen mitgedreht. Die Zwillings-Meerjungfrauen bekamen die Schiffstaufe mit ca. 5 Monaten und jetzt, wo die besten Mädchen der Welt schon bald 16 Monate zählen, haben wir uns dazu entschieden, dass wir „ja eigentlich auch einfach privat ab und zu in die Badi könnten“ statt uns für den vierten Kurs anzumelden und es mit viel Glück doch gerade mal wieder zu einem Drittel der Termine zu schaffen.

Denkste! Natürlich gehen wir nicht „privat einfach mal so“ mit den Kindern zum Schwimmen. Kein einziges Mal waren wir bisher. Es gibt hierfür vielfältige Gründe, allen voran: Die Mama zeigt sich nicht gerne im Badeanzug. Die einzigen, vor denen ihr das nicht peinlich ist, sind: Die besten Mädchen der Welt. Im heimischen Planschbecken (wir pflegen es hier und heutzutage „Pool“ zu nennen), versteckt hinter dichten Gartenhecken.

Offizielle Begründung: Es fehlt uns einfach die Zeit und Gelegenheit (ich meinte: die Gelassenheit), die Sache mit dem Bad zu viert in Angriff zu nehmen. Jeder muss sich dabei ja vollständig (s)einem Kind widmen. Vom Anlegen der Schwimmwindel (wie ich sie hasse) bis zum Überwasserhalten des zugeteilten Kinderköpfchens… Meine Lieblingsausrede: „Es wäre einfach nicht dasselbe – mir würden die schönen Liedchen und Versli viel zu sehr fehlen.“

Mit Fingerli, mit Fingerli mit flache, flache Händli.
Mit Füschtli, mit Füschtli, mit Elleboge, Platsch. Platsch. Platsch.
(Alle Mamis sehen spätestens am Ende dieses Sing-Spiels allesamt aus wie bei einem Jubiläums-Meeting für traurige Clowns. Sehr traurige Clowns… Dem Make-Up nach zu urteilen jedenfalls.)

Und erst die herrliche Wickel-Landschaft in der total verdampften Sammelumkleide! Ein Traum. Ich bin in einer meiner früheren Erzählungen bereits auf die gummierten 4 Quadratmeter eingegangen, wo im Laufe so eines Babybadetags bis zu fünfzig kleine Wasserratten ihre Pampers gegen die Badewindel tauschen und umgekehrt, ihr Znüni und Zvieri drauf einnehmen und wieder auskötzeln, die Mamis und Papis geschäftig etliche Male mit ihren Käsefüßen drüber wuseln etc. pp. Man darf einfach nicht genauer drüber nachdenken. Sonst wird es schnell drastisch psychosomatisch.

In der Dusche geht das feucht-fröhliche Vergnügen folgendermaßen weiter:
Räge-Rägetröpfli, äs rägnet uf mis Chöpfli
(die Hälfte der Babys fängt an, um ihr Leben zu schreien)
wänns rägnet, werdet d’Blüemli nass, und alli Steindli uf dä Gass
(und auch die frischen Klamotten von Mami und Papi, die bereitgelegten Badetücher, die Badetasche,
die neuen Pampers…)
wänns rägnet, werdet d’Blüemli nass, und ali Steindli uf dä Gass!
(und die Maxi Cosis, Tragetücher, Kindersitze, Nuschelis, Jacken, Mützen, Zwieback, Babykeks und Co)
Im ersten Baby-Schwümme, wo wir quasi noch als blutige Anfänger aufkreuzten, war allerdings alles noch viel spektakulärer. Da mussten wir uns zu zehnt auf zwei Massageliegen im Physiotherapie-Raum parat machen und danach alle mit EINER Dusche im Rollstuhlfahrer-WC duschen. DAS war erst ein Spaß, sage ich euch!

Das mit Abstand Coolste allerdings an diesem ersten Kurs war das Schwimmbecken an sich. Es war zwar winzig – man stieg sich als Eltern(-teile) gegenseitig schon des Öfteren unangenehm auf die Füße, aber mir – mit meinen gigantischen 1,62 m Körpergröße - ging dafür das Wasser bis knapp unter die Nasenspitze. Das wäre per se kein Problem gewesen, kann ich doch schwimmen.

(Ich hätte schwimmen können, wenn das Becken nicht so winzig, babybieselwarm und mit zehn Personen extrem überfüllt gewesen wäre). ABER: Es geht ja darum, mit dem Kind diverse Übungen – im Idealfall hauptsächlich ÜBER der Wasseroberfläche - auszuführen. Und das gestaltete sich anstrengend, schwierig bis unmöglich.


Einige Eltern scheuen sich tatsächlich nicht, zuzugeben, dass sie ihren Sprössling zum Babyschwimmen angemeldet haben, weil der kleine Schatz/die kleine Maus danach immer so „nudelfertig“ ist und erst mal 3-5h durchratzt. Hat auch was…

Ich persönlich finde aber, „die Ruhe nach dem Sturm“ (also dann ab dem Anschnallen und Richtung Heimat zuckeln im Auto) wiegt die große Aufregung direkt nach dem Bad, wo sich die Kids (in unserem Fall zwei) nicht entscheiden können, ob sie zu durstig zum Schlafen, zu müde zum Trinken, zu hungrig zum durstig sein, zu warm zum Anziehen oder zum Abbrausen zu nass sind – und im Übermaß dieser extremen Sinnesreize dann pauschal einfach mal am Brüllen sind, nicht auf.


Ich denke, ich schließe nun mit diesen, meinen Impressionen. Möchte euch ja nicht eure wunderbaren eigenen Erfahrungen vermiesen (rückblickend und mit Distanz neigt man sowieso dazu, alles zu romantisieren) oder gar die Vorfreude aufs erste/nächste Mal ruinieren.

Der Erlebniswert ist hoch. Der Fun-Faktor (bei den Großen) eher so mittel.
Bei den Kleinen? Müsst ihr ausprobieren! In diesem Sinne:
"Sprüzte, sprütze, sprütze isch so schön!" oder doch lieber:
"Chumm mir schwümme drvo!" ?






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