Dienstag, 8. September 2015

DAGEGEN!!!

(oder: Das pubertierende Kleinkind)

Ich trotze, also BIN ich.

Das ist sie also, die Entwicklung des ICH, die Geburt des EGOs, die Entdeckung der Eigenständigkeit.

Himmel, hilf! Was ist mit den beiden besten Mädchen der Welt nur geschehen?

Quasi über Nacht haben sie eine 180-Grad-Wende hingelegt, wurden von kleinen
Dr. Jekylls zu großen Mr. Hydes, von herzallerliebsten Sonnenscheinchen zu dunklen Gewitterwolken.

Warum ihr so lange nicht von den Mäusezähnchen gelesen habt?


Sagen wir mal so: Mama war beschäftigt…
Die Mama vom doppelten Mäusezähnchen, welches zu diesem Zeitpunkt
  ca 18 Monate jung war, hatte unter anderem einiges mit fliegenden Tellern, Tassen und Blumenvasen am Hut.

Auch Schuhregale wurden mehrmals täglich (genaugenommen exakt so oft, wie Mama auf Toilette musste) - freundlicherweise nach erst einem vierfäustig geklopften Verwarnungs-Countdown an die Tür des stillen Örtchens – vor die selbige Tür umgekippt.

Die Eifersucht auf die jeweilige Zwillingsschwester  tobte den ganzen Tag und der Platz auf Mamas Schoß wurde ohne Rücksicht auf Verluste im teils blutigen Kampf erobert.

Mama wünschte sich die schalldichten Baustellen-Ohrschützer zurück, die sie in einem früheren Leben mit Bürojob einst gegen den unverschämt fröhlich pfeifenden und singenden Arbeitskollegen zum Einsatz gebracht hatte. Das stundenlange zornige Kreischen der kleinen Diven raubte ihr mehr als einmal beinahe den Verstand.

Zum ersten Mal betete die Mama um eine Ganztagsbetreuung für die Mäusezähnchen und sehnte sich danach, das Haus jeden Morgen um 8.00 Uhr verlassen zu dürfen und erst wieder nach 18.00 Uhr heimkehren zu müssen.

Und abends schämte sie sich dann für ihre Gedanken und ihre Gewissensbisse ließen sie kein Auge zukriegen und sie schwor sich, am nächsten Tag NOCH mehr Verständnis und NOCH mehr Geduld und NOCH mehr Liebe für ihre kleinen Teufelchen aufzubringen. Immerhin hatten auch sie es nicht leicht mit dem, was da in ihrer Entwicklung vonstattenging und mit den Kurzschlüssen und Feuerwerken, die ihr reifendes Gehirn so fabrizierte.

Am nächsten Morgen erkannte die Mama sich nicht mehr im Spiegel. Irgendwer hatte zwei dicke schwarze Balken unter ihre Augen gemalt. Die ließen sich weder mit Seife, noch mit Make-up-Entferner beseitigen und auch nicht mehr überschminken. Es war passiert. Die Mama war endgültig zum Zombie mutiert.

Also schleppte der Mombie (einst Mama, jetzt Zombie) sich ins Kinderzimmer, um wenigstens heute einen neuen, besseren Tag zu beginnen. 30 Minuten und 10 Wutausbrüche von MZ1 und MZ2 später, hatten sie ihr Mut und die Motivation allerdings wieder verlassen und ihre Devise für die folgenden 12 Stunden lautete:
"Überleben und überleben lassen."

Die Mama zog mal in ihrer Frustration wieder einen ihrer verhassten, angestaubten Ratgeber zu Rate – ich schrieb bereits ausführlich über dieses Thema – und informierte sich über Tatsachen, die sowieso nichts Neues waren.

Da fielen Formulierungen wie „Grenzen ausloten“, „Provokation“, „Machtstreben“, „Kontrolle über den eigenen Körper ausüben“, „eigenständige Entscheidungen treffen“, „Entdeckung und Durchsetzung des eigenen Willens“,…

Und wie jedes Mal, wenn die Mama sich hilfesuchend an die selbsternannten Experten der Pädagogik wandte, bekam sie nur schillernde Umschreibungen für ihr Problem und dessen Ursachen, nicht jedoch den kleinsten Hinweis darauf, wie sie diese Hölle auf unbestimmte Zeit noch weiter ertragen oder zumindest für alle Beteiligten erträglicher gestalten könnte. Danke auch!

Gottseidank – GOTT SEI DANK – verschwand der Spuk nach etwa drei Wochen (den längsten drei Wochen in der Geschichte der Zeit) genauso plötzlich, wie er gekommen war.  
Allerdings nicht ohne, dass bereits das Schwiegervater-Rettungskommando (mit viel zu großer Verzögerung!!!) herbeordert worden war.

Mit dem Ergebnis, dass der Nonno mehrmals täglich beteuerte, wie brav und lieb die Mäusezähnchen doch wären. (Worauf hin die Mama sich selbst am liebsten in den A... (Arm) gebissen hätte, weil sie diese Aussage als Provokation empfand, stand sie doch jetzt wie eine Lügnerin da).

Zwei Dinge haben wir aus dieser höchst anstrengenden und nervenzehrenden Phase allerdings für uns mitnehmen können:

1. Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter. (Mama)
2. Das klangvolle Wort „Scheissssssssssssssssssssssse“ (Mäusezähnchen 2)



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